Die Kulturkolumnistin Santonina befasst sich in einem Beitrag „Mundart anders – die Brüder Gigacher“ mit den Künstlern Bernhard und Joachim Gigacher und dem ungewöhnlichen Mundart-Gedichteband „Aus’n Tintnfaßlan“ https://santonina.wordpress.com/2016/10/12/mundart-anders/
Als Kärntner Mundarten bezeichnet man die Dialekte des Deutschen, die in Kärnten gesprochen werden. Alle Kärntner Mundarten sind Teil des bairischen Dialekts.
Man gliedert die (südbairischen) Kärntner Mundarten in Ober-, Mittel- und Unterkärntnerisch. Im Lesachtal wird keine „echt“ kärntnerische Mundart gesprochen – dieses gehört mundartkundlich eher zu Tirol – ferner haben sich im Katschtal und im obersten Mölltal salzburgische und um den Obdacher S
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Attel auch auf Kärntner Gebiet steirische Merkmale durchsetzen können. Die Grenze zwischen der Ober- und Mittelkärntner Mundart verläuft etwa von Nötsch im Gailtal nach Nordwesten über Stockenboi, geht westlich an Spittal an der Drau vorbei und dann nordwestlich über das Reißeck und die Hochalmspitze bis zur Landesgrenze. Zu Oberkärnten im mundartkundlichen Sinn gehören also das Gail-, Möll-, Gegend- und obere Drautal mit dem Lurnfeld.
Außer einer räumlichen ist auch eine soziologische Unterteilung der Kärntner Mundart feststellbar: es gibt die allgemeine landesübliche Verkehrssprache und die zwischen ihr und der eigentlichen bäuerlichen Mundart stehende „Stadtsprache
Mittelkärntnerisch wird im Liesertal, Gegendtal, im unteren Drautal sowie im Villacher und Klagenfurter Becken, in der „Gegend“, im Metnitz-, Gurk- und Glantal sowie auf dem Zoll- und Krappfeld gesprochen. Dem gleichen Mundarttyp gehört auch das heutige gemischtsprachige (vormals mehrheitlich von Kärntner Slowenen besiedelte) Gebiet Unterkärntens an. In mundartlicher Hinsicht ist „Unterkärnten“ das Görtschitz- und Lavanttal. Keiner dieser drei genannten Mu
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Zentralmittelkärntnerisch (im Bereich des Städtevierecks Klagenfurt–St. Veit an der Glan–Feldkirchen–Villach) mit dem Hauptmerkmal lang a (aus mhd. ei z.B. šta:n „Stein“, wohl durch Spanheimer und Bamberger Einfluss, mit Ausbreitung weit über den Zentralbereich hinaus); im Klagenfurter Raum ist -k- auch vor stimmhafter Konsonanz immer noch affriziert (z.B. pukhl „Buckel“).
Südmittelkärntnerisch im unteren Gailtal, Rosen- und Jauntal einschließlich der Deutsch sprechenden Kanaltaler. Letzterem fehlt der sonst zu beobachtende Unterschied zwischen städtischer und bäuerlicher Sprachform; man kann es daher als einen Ableger der städtischen Variante vom Zentralmittelkärntnerischen betrachten – mit einem höheren Anteil slowenischer Einflüsse als im Kärntner Durchschnitt[1].
Durch das Wirken des Kärntners Mundartdichters Gerhard Glawischnig und seine Bedeutung (zusammen mit Justinus Mulle) bei der Entstehung des Neuen Kärntner Liedes ist der von ihm in seinen Werken und Liedtexten verwendete Glantaler Dialekt zu einer Art „Kärntner Koine“ geworden und genießt das bei weitem höchste Ansehen. Viele Liedtexte aus anderen Gegenden Kärntens sind an diese Sprachform angeglichen worden.
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Oberkärntnerisch gliedert sich in die Mundarten des oberen, mittleren und unteren Mölltales, des oberen Drautales, des Gailtales, des Gitschtales und des Gebietes um den Weißensee. Geographisch gesehen gehört auch das Lesachtal dazu. In lautlicher Hinsicht ist vor allem die Aussprache von st im Inlaut als scht in der westlichen Hälfte sowie ein heller Vokal in auslautenden Silben in Wörtern wie sune „Sonne“, milech „Milch“ oder hirbischt „Herbst“ zu erwähnen.
Ferner ist charakteristisch im Mölltal die archaische Aussprache des r im Anlaut mit h-Einsatz (vgl. ahd. Hrotsvith von Gandersheim), früher fast im ganzen Bezirk Spittal (zum Beispiel Ross [hrous] oder Bergname Hruckenkopf, schriftsprachlich „Rücken-Kopf“. Ein Mölltaler Spottspruch: In der Hranksdörfer Hraidn tant se hrodln, das da Hrotz lei so åwa hrint = „In der Kurve von Rangersdorf rodeln sie, dass der Rotz nur so herunterrinnt“).
In weiten Gebieten wird o vor r wie å (= offenes o) gesprochen (zum Beispiel dårf „Dorf“). Typisch die Hebung von ea und oa vor Nasalen zu ia und ua (gian „gehen“ gegenüber gean in Mittelkärnten, luan „Lohn“ gegenüber loan in Mittelkärnten). Örtlich (vor allem im Mölltal) palatale Aussprache der Vokale (zum Beispiel röükh ‘Rock’, häüs ‘Haus’ und so weiter).
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Unterkärntnerisch umfasst das Görtschitz- und Lavanttal; während das Görtschitztal dem Nordmittelkärntnerischen recht nahe steht, erinnert die Mundart des Lavanttales in manchem an weststeirische Mundarten. In der älteren Mundart wird die Lautgruppe rn zu dn, zum Beispiel schtädn „Stern“, khådn „Korn“ oder Vokal + r zu silbischem r, zum Beispiel khrchn „Kirche“, wrbm „Wurm“; da in anderen Gegenden Kärntens (vor allem im Zentralraum) vor r ein a-ähnlicher Laut gesprochen wird (khiarchn, wuarm), ergeben sich hier deutliche und hörbare Unterschiede.
Ganz Kärnten gehört – zusammen mit dem größten Teil von Tirol, dem Salzburger Lungau und den angrenzenden steirischen Gebieten (vor allem die Bezirke Murau, Judenburg, Voitsberg und Deutschlandsberg) – dem südbairischen Dialektareal an.
Dieses Gebiet gehört zu den altertümlichen bairischen Mundarten, deren Altertümlichkeit nur durch die vorgelagerten Sprachinselmundarten (zum Beispiel Pladen/Sappada, Friaul, Zarz/Sorica, Slowenien [erloschen], Gottscheerisch und so weiter) übertroffen wird. Dementsprechend finden wir sehr viele südbairische Merkmale in den Kärntner Mundarten:
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Was Kärnten mit Tirol verbindet, aber deutlich von den mittelbairischen Mundarten abhebt, ist das Bewahren der Vorsilbe ge- im Mittelwort der Vergangenheit (PPP) vor allen Verschlusslauten: es heißt er håt gepetet / getribm / gekhocht (gegenüber mittelbair. er håt bet / dribm / kocht). Die Aussprache des e in ge- ist schwankend, zum Teil gehoben, also etwa [gi-] gesprochen, zum Teil ist die Aussprache offener, etwa [gä-], oder leicht reduziert, etwa [g‘-]. Mitunter fehlt das Präfix auch im Südbairischen, zum Beispiel in „kommen“, vergleiche er is tswegn khem „er ist des Weges gekommen“, doch dies ist keine Ausnahme, sondern ein Archaismus.
Weiters bleibt der Selbstlaut im Artikel die immer erhalten, es heißt im Südbairischen immer de oder di khia „die Kühe“, de oder di muater „die Mutter“, nie (wie in anderen bairischen Gebieten) d’kia beziehungsweise d’muater.
Auch das affrizierte k, hier geschrieben kh, genauer [kch], gehört hieher; im Südbairischen wurde jedes alte k affriziert, im Gegensatz zum Mittel- und Nordbairischen sowie zur deutschen Hochsprache. Wir haben also Aussprachen wie khem(an) „gekommen“, khua „Kuh“, khochn „kochen“ und so weiter. Ein weiteres südbairisches Merkmal ist die Verkleinerungsform -le, in der Flexion -len (in Oberkärnten) beziehungsweise -lan (in Unterkärnten), zum Beispiel diandle beziehungsweise deandle „Mädchen“, fegele beziehungsweise fogale „Vöglein“ (Dativ Sg. und Plural -len beziehungsweise -lan).
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In großen Teilen Kärntens sowie in Teilen der Steiermark kommt die sog. Kärntner Dehnung vor. In diesen Gebieten existiert eine spezifische Verteilung der Vokallänge (die jedoch durch den paradigmatischen Ausgleich den Phonemstatus beibehält). Unter dem Einfluss der slowenischen Mundarten in Kärnten entwickelte sich die mhd. Lautfolge kurzer Vokal + geminierte Reibelaut zu langer Vokal + einfacher Reibelaut. Es gelten folgende Regeln:
Vor einem einfachen Konsonanten steht meist ein langer Vokal (immer vor Frikativen, Lenes und Sonoranten außer m), oft auch vor m und t (nie vor p und k);
Es sind also zum Beispiel die Wörter wissen und Wiesen zu [wi:sn] zusammengefallen Ebenso werden Ofen und offen gleich ausgesprochen [o:fn]. Man sagt beispielsweise i le:p, aber er lep, i så:k, aber er såk. Also: „Trink a Wå:sa, werta pe:sa“ („Trink Wasser, dann geht’s dir besser“)!
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Weitere Besonderheiten: b und w sind kombinatorische Varianten, ebenso wie h und ch, zum Beispiel ch>h: [sihàlich], [‚filahà], [met-hen], [mea-hen] (sicherlich, Villacher, Mädchen, Märchen).
Die stimmhaften Konsonanten b, d, g werden im Kärntnerischen meist (besonders am Silbenanfang und -ende) stimmlos (also p, t, k), gesprochen. So wird zum Beispiel der Baum zu Pa:m. Die Säge, der Sack und ich sage werden gleich ausgesprochen (så:k). Ebenso die Wörter dort und Torte (tuatn).
Während in vielen anderen bairischen Dialekten (so auch in Nord- und Ostösterreich) ein l zwischen Vokal und Konsonant oder am Wortende nach einem Vokal vokalisiert wird (zum Beispiel Göd, Göid oder Geid für Geld oder vü, vui oder vüi für viel), bleibt es in den südbairischen, so auch in den Kärntner Mundarten, immer erhalten. Man sagt also „Gölt“ („Geld“), „vül“ („viel“), „schöln“ („schälen“), „ålt“ („alt“) und „Kohln“ („Kohle“).
Wortschatz Und Sprachkontakt Im Kontext Oberdeutscher Wörterbücher, Sprachatlanten Und Sprachinseln. Werner Bauer Zum 70. Geburtstag
I håb/hån i pin i lep i såk i tua i geh i siach i muass i wüll i kimm i was i kånn
Du håst du pist du lepst du såkst du tuast du gehst du siakst du muasst du wüllst du kimmst du wast du kånnst
Er håt er is er lep er såk er tuat er geht er siacht er muass er wüll er kimmp er was er kånn
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Mia håm(a) mia sein mia lem mia sågn mia tan mia gehn mia segn mia miassn mia wolln mia keman mia wissn mia kinan
Es håpts es seits es lepts es såkts es tats es gehts es sekts es miassts es wollts es kemps es wissts es kints
Se håmt/håmp se seint se lemt se sågnt se tant se gehnt se segnt se miassnt se wollnt se kemant se wissnt se kinant
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Håb i/hån i pin i lep i såk i tuari geh i siach i muass i wüll i kimm i was i kånn i
Håt a is a lep a såk a tuat a geht a siacht a muass a wüll a kimmp a was a kånn a
Håm se sein/sant se lem se sågn se tan se gehn se segn se miassn se wolln se keman se wissn se kinan se
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I het i war(at) i lebat i sågat i tat/tet i gangat i segat i miassat i wellat i kamat i wisat i kantat
Bei der Wortfolge Verb+Pronom (zum Beispiel in Fragen) fällt bei der 2. Person Singular sowie bei der 1. und 2. Person Plural das Personalpronom weg, außer es wird besonders hervorgehoben oder betont (zum Beispiel „gemma mia heit fuat?“, „seits es aa krånk?“)
Wie in allen anderen bairischen Dialekten gibt es auch im Kärntnerischen nur die Perfekt-Formen, kein Imperfekt. Einzige Ausnahme ist das Verb
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